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Ein Pate besucht sein Patenkind

Aktualisiert: 4. Okt. 2018

Ein Pate besucht sein Patenkind Arion Dwi

Genau wie schon ein Jahr zuvor, besuchte auch dieses Jahr wieder ein Pate sein Patenkind auf seiner Reise durch Indonesien.

Hier Auszüge aus Benjamin`s Reisetagebuch: Seit etwa zwei Jahren beschäftige ich mich nicht nur theoretisch sondern auch praktisch mit der Hilfe für Mitmenschen. So habe ich mich einige Zeit ehrenamtlich um minderjährige Flüchtlinge gekümmert, die ohne Eltern nach Deutschland geflohen sind. Irgendwann wollte ich nicht nur Jugendlichen helfen. Vielmehr suchte ich nach einer Möglichkeit schon in der Vorstufe aktiv werden zu können. Mein Engagement sollte Kindern gelten. Denn Kinder waren und sind für mich im Leben immer wichtig gewesen. Zunächst kommt man dann darauf in Deutschland Kindern helfen zu wollen. Mir schwebte aber etwas anderes vor. Für mich stellt es sich so dar, dass es in Deutschland sicher auch sehr arme Menschen gibt. Doch auf Grund unseres Sozialstaates leben viele dieser Armen noch in einem verhältnismäßig gut abgesichertem Leben. Auch wenn die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander zu driften droht. Jedenfalls suchte ich bewusst nach Hilfsprojekten für Kinder in armen Regionen der Welt. Dabei stieß ich auf den kleinen Verein Kinderhilfe Indonesien e.V.. Anfangs war ich skeptisch. Wieder nur so ein Verein der Spenden sammelt und womöglich nachher vieles davon in die Verwaltung steckt. Das hört man ja leider immer wieder.

Ich lasse mich eines besseren belehren Trotz meiner Vorurteile über den Verein habe ich mich weiter mit ihm beschäftigt. Jeden Punkt auf der Internetseite habe ich mir genau durchgelesen. Doch um auf Nummer sicher zu gehen habe ich dann doch noch den direkten Kontakt mit dem Vorsitzenden Mike Alsdorf gesucht. Es stellte sich schnell heraus, dass dieser Verein genau der richtige für mich ist. Der Grund liegt darin, dass alle Spenden – ob nun projektgebunden oder für ein Patenkind – zu 100% dem Spendenzweck zu Gute kommen. Alle Kosten, die daneben entstehen werden durch den Vereinsvorsitz und anderen Personen in Eigenleistung übernommen. So werden notwendige Impfungen und Flüge nach Indonesien selbst bezahlt. Transporte von Spenden-Waren nach Indonesien übernimmt ein Paketdienstleister kostenfrei. Am besten du informierst dich bei Interesse direkt beim Verein. Es lohnt sich!

Und warum jetzt ein indonesisches Patenkind? Der Grund warum ich mich für ein indonesisches Patenkind entschieden habe ist, dass viele Menschen dort in sehr armen Verhältnissen leben. Das ist sicherlich auch in anderen Regionen der Welt der Fall. Mit Sicherheit gibt es auch noch ärmere Menschen. Doch irgendwo muss ich anfangen meine Hilfe anzubieten. Aber auch der Zufall hat mich nach Indonesien geführt. Bei meiner Suche nach Hilfsprojekten habe ich Tante Google um Hilfe gefragt. Einer der ersten kleinen Kinder-hilfsvereine war dann eben der aus Indonesien. Das Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe steht im Vordergrund und hat mich überzeugt. Statt einfach nur Menschen finanziell zu unterstützen, wird versucht der Bevölkerung etwas an die Hand zu geben um selbst ein besseres Leben führen zu können.

Die Entscheidung ist gefallen Nach all den Infos die ich mir eingeholt habe war ich überzeugt und habe den Antrag für ein Patenkind gestellt. Dabei hatte ich die Möglichkeit mir das Kind selbst auszusuchen. Auch wenn ich gerne alle Bedürftigen als Patenkind gewählt hätte, konnte es nur einer werden, ein 12 jähriger Junge. Mit meiner Spende ermögliche ich ihm Schulbildung, medizinische Versorgung, gute und ausgewogene Ernährung und mehr. Nun fliege ich im März / April nach Indonesien und besuche ihn und seine Familie. Auch die sonstige Arbeit des Vereins werde ich mir anschauen und hoffe darüber hinaus die Menschen der Region besser kennenlernen zu dürfen und vielleicht auch neue Freundschaften zu schließen.

Die Reise Akribische Vorbereitung ist wichtig. Ich startete am 17.03.2014 gen Indonesien mit Rucksack (Neudeutsch: Backpacker). Auch nachzulesen unter: http://www.kesenangan.com/schulbesuch-bei-meinem-patenkind-arion/

Einer der wichtigsten Gründe für meine Reise nach Indonesien ist für mich der Besuch meines Patenkindes Arion. Es ist mir einfach wichtig zu sehen wo mein monatlicher Beitrag ankommt und was er Arion ermöglicht. Mein Ziel ist einfach nur den Menschen unter die Arme zu greifen, damit sie ein einigermaßen gutes Leben führen können. Meine ersten Schritte an der Grundschule Arions schildere ich in diesem Beitrag.

Hardy, die gute Seele in Purwokerto Als ich in der zentraljavanischen Stadt Purwokerto ankomme bin ich schon voller Spannung und Nervosität. Ich kenne hier wirklich niemanden vor Ort. Weder die Mitarbeiter vom Hilfsverein Kinderhilfe Indonesien e.V. noch die Eltern von Arion beziehungsweise Arion selbst. Doch meine innere Unruhe ist absolut überflüssig. Am Bahnhof werde ich herzlich von Hardy empfangen, einem der indonesischen Mitarbeiter des Vereins. Man stelle sich einen kleinen, ständig lächelnden, ruhigen aber gedanklich immer arbeitenden Mann vor. Dann hat man in etwa Hardy vor seinem geistigen Auge. Oder man schaut einfach auf dem Bild oben nach. Es ist die zweite Person von links. Nach einem kurzen Kennenlernen direkt am Bahnhof bringt er mich auf seiner Vespa zum Hotel. Die arme, alte und stark vom Rost angenagte Vespa tut mir schon ziemlich leid als Hardy und ich mit meinen zwei Rucksäcken auf ihr Platz nehmen. Schließlich muss sie ein zusätzliches Gewicht von etwa einhundert Kilogramm stemmen. Und man merkt eindeutig, dass dieses dem Schmuckstück etwas schwer fällt. Ich bin froh, dass es schon später ist und in der Nacht weniger Verkehr auf den Straßen unterwegs ist. Schließlich habe ich genug damit zu tun, mich auf der Vespa zu halten und nicht von den fünfzehn Kilogramm auf meinem Rücken vom Sitz gezogen zu werden. Das ist nicht immer ganz einfach, da man ja durchaus einige Schlaglöcher mit nimmt. Nichts desto trotz komme ich sicher am Hotel an. Hardy und ich verabreden uns für den kommenden Tag um neun Uhr. Und zum ersten Mal werde ich mit der Unpünktlichkeit der Indonesier konfrontiert. Von dieser habe ich im Vorfeld schon des Öfteren gehört beziehungsweise gelesen. Statt um neun Uhr taucht Hardy irgendwann um zehn auf. Natürlich bin ich längst fertig und bereit zur Ausfahrt. Schließlich habe ich ja eine Stunde früher mit ihm gerechnet. Er entschuldigt sich mehrmals bei mir. Als ich ihm aber sage, dass dies wohl als Teil indonesischer Kultur zu sehen ist müssen wir beide lachen. Es irritiert mich zwar etwas, dass er so spät kommt aber es macht mir wirklich nichts aus. Immerhin habe ich ja Urlaub und keinen Zeitdruck. Als wir dann aber zur Schule los fahren bin ich ganz froh.

Schulbesuch einer indonesischen Grundschule Gut, dass ich Hardy habe, denn die Schule ist relativ klein, liegt versteckt und etwas zurück gelegen in einem Wohngebiet in einer Seiten-straße. Als wir direkt mit der Vespa durch das kleine Eingangstor auf den betonierten Schulhof, gleichzeitig einzige Spielmöglichkeit in Pausen, fahren, schauen schon die ersten Augen aus den Klassenzimmern. Doch zunächst geht es ins Lehrerzimmer. Dieses Lehrerzimmer ist so ganz anders wie man es vielleicht erwarten könnte. Alle Lehrer und Gäste der Schule sitzen in ein und demselben Raum. Separate Räume gibt es nicht. Alles geschieht hier öffentlich. Betrachtet man die Bausubstanz sowie die Einrichtung so würde ich sie als gewöhnungsbedürftig bezeichnen. An den Wänden sieht man hier und da Risse in den Wänden. An anderen Wänden hängen abwischbare Tafeln mit Angaben zu Lehrkräften, Anzahl der Klassen, Schülerzahl und Stundenplan. In einer Ecke steht eine Vitrine mit Pokalen, gewonnen bei Wettbewerben mit anderen Schulen. Die Arbeitsplätze der Lehrkräfte sind hintereinander in zwei Reihen angeordnet. Einfache Schreibtische sowie Stühle aus Holz. Computer haben die Lehrkräfte hier nicht zur Verfügung. Es wird alles handschriftlich vorbereitet. Die Lehrkräfte die gerade nicht unterrichten begrüßen mich sehr herzlich. Ich darf in einer kleinen Sitzecke Platz nehmen und Hardy erzählt wer ich bin,2 woher ich komme, was ich dort mache. Immer wieder agiert er dabei als Dolmetscher, da bis auf eine Lehrerin hier niemand wirklich Englisch versteht – und ich leider kein Indonesisch sprechen kann. Doch die Lehrer sind wie alle Indonesier sehr interessiert und immer freundlich. So wird mir auch prompt etwas zu Essen und zu Trinken angeboten.

Das erste Treffen mit Arion Im Anschluss an die Begrüßungs- und Fragerunde darf ich das erste Mal ins Klassenzimmer von Arion – während einer Prüfungsstunde wohlgemerkt! Das sagt man mir einfach mal so nebenbei, als wenn es nichts wäre. Mir macht es das etwas unangenehm, doch für die Indonesier scheint es kein Problem zu sein. Wenn ich da an Deutschland denke… Die Kinder begrüßen mich laut rufend und lachend, einige schauen verschmitzt weg. Auch mein Patenkind Arion ist sehr schüchtern und die Aufmerksamkeit ist ihm sichtlich unangenehm. Er sagt so gut wie nichts. Und das erinnert mich verdammt stark an mich selbst. Direkt an Arions Platz schaue ich mir die aktuelle Prüfungsaufgabe an. Es handelt sich um das Fach Zeichnen – Grundschule eben. Mein Blick schweift aber auch immer wieder durch die ganze Klasse. Alle Schülerinnen und Schüler sitzen auf kleinen Holzstühlen und an entsprechenden Holztischen. Vorne hängt eine echte Tafel. Bei dem Anblick fühle ich mich in meine eigene Schulzeit zurück versetzt. Um die Kinder aber nicht groß zu stören verlasse ich den Raum wieder. Zwar kehrt dadurch kaum wieder Ruhe ein aber die Kinder können Ihre Arbeit beenden. Laut ist es hier eh immer wieder.

Ein Gänsehaut-Erlebnis mit 150 Händen Als ich wieder auf dem Schulhof vor dem Lehrerzimmer ankomme merke ich, dass die Kinder immer wieder nach mir sehen. Aus allen Räumen schauen Kinderaugen. Dann ertönt ein Pausensignal und der Schulhof füllt sich. Die einen spielen, die anderen trinken im Schatten etwas Erfrischendes. Doch die meisten kommen immer wieder in meine Nähe und schauen mich an. Ich habe ein breites Grinsen im Gesicht. Eine Lehrerin klärt mich auf, dass die Kinder mich gerne typisch indonesisch begrüßen möchten: meine rechte Hand führen sie dabei mit Ihrer rechten Hand an Ihre Wange oder Stirn. Das ist eine Respektsgeste gegenüber Älteren. Ein weiterer Grund ist, dass helle Haut als Schönheitsideal gilt und die Kinder gerne meine Haut berühren wollen. Ich stimme natürlich zu und als die Lehrerin den Kindern sagt, dass es in Ordnung ist strömen alle zu mir. Es wird gedrängelt, doch es entwickelt sich recht schnell eine Schlange und ich gebe jedem Kind die Hand. Irre. Ich bekomme fast Gänsehaut! Einfach genial!

Ein kleiner Schul-Rundgang Im Anschluss an die Hand-Schüttel-Session führt mich eine Lehrerin durch die Räume und ich kann mir alles ansehen. Für die Mädchen, Jungen und Erwachsenen steht jeweils eine Toilette zur Verfügung. Das ist bei etwa 150 Schülern nicht gerade eine gute Quote. Aber besser als nichts. Wie du auf dem Bild sehen kannst, sind die Toiletten noch dazu einfach gehalten und hygienisch nicht gerade den deutschen Standards angepasst. Man hockt sich mit den Füßen auf die beidseitig des Bodenlochs angerauten Stellen der Toilette. Nachdem man sein Geschäft verrichtet hat, nutzt man die linke Hand um sich sauber zu machen. Wasser aus dem Eimer dient zum Spülen und Hände waschen. Alleine der Anblick lässt mich geistig in der Zeit zurück reisen. Weiter geht es durch die sechs Klassenräume. Jeder der Räume für einen der sechs Jahrgänge der Schule und alle simpel eingerichtet. Ohne Schnick-Schnack. Ohne moderne Arbeitsmittel. Und die Schülerzahl variiert hier von ungefähr zwanzig bis vierzig und mehr. Wie will man da noch richtig unterrichten? Als ich mir am Ende die Bibliothek anschaue, fühle ich mich schon wieder in der Zeit zurück versetzt. In Deutschland stehen wir vor dem Umbruch Bücher durch digitale Medien zu ersetzen. Hier in Indonesien wären viele sicherlich froh überhaupt Bücher zu haben. Bücher gibt es hier nicht besonders viele. Schon gar nicht eine ausreichende Zahl für alle Schüler. Darüber hinaus wirkt die Einrichtung wie überall recht einfach und zweckmäßig. Ich wüsste nicht wo es so was noch in Deutschland zu bestaunen gibt. Eine kleine Ecke der Bücherei dient den Kindern als Gebetsplatz. Wie oft in der indonesischen Gesellschaft so sind auch die Kinder hier zumeist Muslime und gehören dem Islam an. Dennoch scheinen sich alle untereinander gut zu verstehen. Warum auch nicht? Nach der Besichtigung treffen wir noch einmal auf Arion und gehen mit ihm zusammen nach Hause! Ein Abenteuer nach dem anderen! Unglaublich.



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